Dehnung Frau Brustkrebs


Hilfe in schweren Stunden

Sport lässt sich im Brustkrebskontext gleich dreimal erfolgversprechend einsetzen: präventiv, therapiebegleitend und rehabilitativ. Rechtzeitig genug begonnen senkt er das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken. Im Ernstfall hilft er beim körperlichen und seelischen Wiederaufbau.

Bei der fast reinen Frauenkrankheit Brustkrebs gibt es beeinflussbare Faktoren, die den Schicksalsschlag abwenden können. Sehr nutzbringend ist, Übergewicht und Diabetes Typ 2 zu vermeiden, sich gesund zu ernähren und auf den Konsum schädlicher Genussmittel sowie auf Hormonersatztherapien zu verzichten. Bewegungsmangel zu bekämpfen, spielt insgesamt eine sehr wichtige Rolle und wirkt natürlich auch auf die Risikofaktoren Übergewicht und Diabetes.

Wie gefährlich ist Brustkrebs?

Anders als viele sonstige Krebsarten, ist die auch als Mammakarzinom bezeichnete Krankheit gut therapierbar. Allerdings tritt sie deutlich häufiger auf. Nimmt man den gutartig verlaufenden Hautkrebs aus, ist Brustkrebs mit einem Anteil von gut 30 Prozent die mit Abstand führende Tumorerkrankung der Frau. Etwa jede Achte erkrankt irgendwann an Brustkrebs, bei knapp jeder 25sten ist er die Todesursache. Das heißt: Von den jetzt knapp 43 Millionen Bundesbürgerinnen werden im Zeitraum von 85 Jahren (statische Lebenserwartung) gut 1,6 Millionen an Brustkrebs versterben, aufs Jahr gerechnet sind dies knapp 20.000 Fälle.

Komplette Heilung unmöglich

Rückschläge sind bei Krebs immer möglich, eine Heilung im klassischen Sinne gibt es also nicht. Formal gilt als geheilt, wer die Behandlung zehn Jahre überlebt. Ob diese Hürde genommen wird, hängt davon ab, wann der Krebs entdeckt wird (wichtig: Früherkennung durch Tastuntersuchung und Mammographie-Screening) und wie aggressiv die Krebszellen sind. Ist der Tumor lokal begrenzt, erreichen rund 90 Prozent der Erkrankten den Zehnjahreswert, ansonsten liegt die Quote bei etwa 83 Prozent.

Backgroundwissen bei Brustkrebs

Bei Behandlung von Brustkrebs sind verschiedene Phasen und Methoden zu unterscheiden. Basis ist, den Tumor operativ zu entfernen, überwiegend ist dies brusterhaltend möglich. Bei der Mastektomie (ein- oder beidseitige Entfernung der Brust) kann oft die Haut, manchmal auch die Brustwarze, gerettet werden. Im Vor- und/oder Nachgang können Antihormon-, Antikörper-, Chemo- und Strahlentherapien zum Einsatz kommen. Die „Antitherapien“ sind eine Option, wenn der Tumor hormonbedingt wächst oder immunologisch bekämpft werden kann. Chemotherapie wird zur präoperativen Tumorverkleinerung eingesetzt oder schließt sich an eine OP an, um verbliebene Krebszellen abzutöten. Letzterem Zweck dient meist auch die Strahlentherapie.

Trainieren beugt vor

Sport kann das Risiko für zahlreiche Krebsarten senken. Die deutlichsten Erfolge werden bei Darm- und Brustkrebs erzielt. Rund neun Prozent aller Brustkrebs- und zehn Prozent aller Darmkrebsfälle in Europa werden vermutlich durch Bewegungsmangel verursacht. Ausreichend Bewegung kann damit immerhin etwa jede elfte Brustkrebserkrankung verhindern. Die Ursachen der Schutzwirkung sind noch nicht vollständig geklärt. Als Gründe werden positive Auswirkungen auf Steroidhormone, den Insulinstoffwechsel, Wachstumsfaktoren, bestimmte Signalmoleküle und das Immunsystem diskutiert. Sport kann darüber hinaus auch die Aussichten im Falle einer Erkrankung verbessern.

Machen, was möglich ist

Unmittelbar nach einer Operation ist Sport fast immer tabu. In jeder anderen Phase ist er in moderater Form grundsätzlich möglich, dreimal die Woche 30 Minuten sind dabei ein gutes Level. Liegen keine ärztlichen Bedenken vor, stehen Ausdauer-, Kraft, Koordinations- und Beweglichkeitstraining sowie Body-Mind-Programme zur Wahl. Vielen hilft es, dabei nicht allein zu sein, daher sind Personal- und Gruppentraining gern gewählte Optionen. Welche Trainingsform letztendlich ausgesucht wird, spielt nicht die ganz große Rolle, denn positive Effekte sollten sich unabhängig davon einstellen. Sport verbessert neben Körpergefühl und Fitness auch das seelische Befinden und trägt somit häufig dazu bei, besser mit Ängsten, Sorgen, Erschöpfung, Schlafstörungen und Niedergeschlagenheit klarzukommen.

Sport in der Rehabilitation

Nach überstandener Operation wird meist eine individuell passende Bewegungstherapie verordnet. Dabei stehen Rehabilitations- und Funktionstraining zur Auswahl. Ersteres zielt darauf ab, Kraft, Ausdauer oder Mobilität zu verbessern, letzteres dient dazu, die Funktion von Gelenken oder Muskeln zu erhalten, zu verbessern oder wiederherzustellen.

Schnellere Genesung nach Mastektomie

Nach einer Mastektomie leiden Patientinnen sehr häufig unter Funktionseinschränkungen und Schmerzen der Schulter. Nicht selten tritt dabei ein mit unangenehmen Spannungsgefühlen verbundenes Lymphödem auf. In einer chinesischen Studie wurde untersucht, ob verschiedene Trainingsmethoden hier Abhilfe leisten können. Ja, können sie, es ergab sich aber, dass die optimale Herangehensweise davon abhängt, in welchem Bereich Verbesserungen erzielt werden sollen. Während Ellbogen-Schulter-Übungen am besten geeignet sind, das Lymphödemrisiko zu reduzieren, ist eine Kombination mit Ausdauerübungen optimal, um der anderen Probleme Herr zu werden, also die Mobilität, generelle Funktionalität und Schmerzanfälligkeit der oberen Extremität zu verbessern.

Wenn das Schlimmste vorüber ist

Ziel für die Zeit nach überstandener Erkrankung, sollte sein, Trainieren als festen Lebensbestandteil zu verankern. Im Grunde genommen wird die Uhr zurückgedreht und Sport erhält wieder eine präventive Funktion. Diese zu nutzen, ist besonders interessant für diejenigen, die vor der Erkrankung mehr oder weniger inaktiv waren. Für alle gilt indes, schrittweise vorzugehen, sich an ein gutes beziehungsweise einst vorhandenes Niveau heranzutasten. Mindestens zweieinhalb bis drei Stunden Zeit die Woche sollten dabei schon investiert werden. Dies ist meist keine Hürde, denn durch eine Krisensituation wird oft enorm viel Energie und Disziplin freigesetzt. Der Wille, etwas im Leben zu verändern, ist dadurch vielfach sehr stark.

Quelle: shape UP Ladies 2/24
Bildquelle: Dragon Images / shutterstock.com

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